Lucid Motors

Führende Technologie zur Warmumformung von hochfestem Aluminium

Neue Aluminium-Technologie von AP&T trägt zur Gewichts­reduzierung des Luxus-E-Autos Lucid Air bei 

Die Her­stellung von Autos, die leichter, energie­effizienter und sicherer sind, ist eine Her­aus­forderung für die gesamte Automobil­industrie. Der amerikanische Elektro­autohersteller Lucid Motors hat sich für eine neue, innovative Technologie ent­schieden, um diese Her­aus­forderung zu meistern. Der Lucid Air, der 2021 auf den Markt kam, besteht aus mehreren einzig­artigen, leichten Bau­teilen aus warm­umgeformtem hoch­festem Aluminium, die in Zusammen­arbeit mit AP&T und der fischer Group ent­wickelt, her­gestellt und industrialisiert wurden. 

Der Lucid Air ist das erste Automodell in Serienproduktion, dessen Komponenten mit der Technologie von AP&T hergestellt werden. Foto: Lucid Motors

„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir an der Realisierung dieses fantastischen Autos mit­wirken durften. Lucid Motors gehört zu den ersten Automobil­herstellern der Welt, die warm­umgeformte, hoch­feste Aluminium­bauteile ver­wenden, die mit unserer Technologie her­gestellt werden. Dadurch wird der Erfolg von Lucid Motors auch für uns zu einem wichtigen Meilen­stein“, sagt Dr. Christian Koroschetz, Chief Sales Officer bei AP&T.

Im Jahr 2015 war Lucid auf der Suche nach innovativen Technologien zur Her­stellung von crash­relevanten Teilen wie Tür­rahmen, B-Säulen­versteifungen und Komponenten zum Schutz des Battery Packs. Das Unter­nehmen wandte sich an AP&T.

 

Eine spannende Herausforderung 

Lucid stellte AP&T eine Reihe von Bauteil- und Prozess­anforderungen, die das Team dazu antrieben, neue und fort­schrittliche Prozesse zu ent­wickeln, um schließ­lich Produkte mit geringem Gewicht, hoher Umform­bar­keit, Festig­keit und Duktilität in hohen Stück­zahlen her­zustellen. 

Zu diesem Zeit­punkt war AP&T intensiv an Innovations­projekten beteiligt, die unter­suchten, wie hoch­festes Aluminium zur Her­stellung von Karosserie­bauteilen mit geringem Gewicht und hoher Festig­keit ver­wendet werden konnte. Als direktes Ergebnis dieser Projekte wählte Lucid AP&T für den Lucid Air als Zulieferer.  

„AP&T präsentierte eine viel­versprechende neue Technologie. Die potenziellen Vor­teile waren beträcht­lich, denn die Warm­umformung ermöglichte die Her­stellung komplexer Teile­geometrien mit hoch­festem Aluminium. Dank der Kombination aus hoher Umform­bar­keit, hoher Festig­keit und geringem Gewicht konnte das Design der Bauteile tat­sächlich optimiert werden. Dadurch konnte der Bau­raum effizienter genutzt und ein hohes Maß an Kollisions­sicherheit sowie ein geringer Energie­verbrauch erreicht werden, was dem End­kunden zugutekommt“, so Eric Bach, Senior Vice President of Product und Chefingenieur bei Lucid. 

Entwicklung der Lösung – Simulationen und Prototyp-Tools

Im Laufe des Jahres 2017 nahm die Entwicklungs­arbeit durch den Einsatz von Computer Aided Engineering Fahrt auf. Die Experten für Umform­technik von AP&T führten FEM-Simulationen der Blech­umformung durch, die mögliche Risiken von Rissen und Faltenbildung während des Umform­prozesses erkannten. Die Ingenieure von Lucid nutzten das Feedback aus diesen Simulationen, um das Design der Karosserie­bauteile zu ver­bessern. 

Im selben Jahr präsentierte AP&T die erste komplette Produktions­linie für die Warm­umformung von hoch­festem Aluminium, um das Potenzial der neuen Technologie zu demonstrieren. Die Innovation wurde mit dem prestige­trächtigen Altair Enlighten Award aus­gezeichnet. Diese Anerkennung bestätigte, dass AP&T auf dem richtigen Weg war und verlieh der Zusammen­arbeit mit Lucid Motors zusätzlichen Schwung. 

In den Jahren 2019 und 2020 wurden Tests durch­geführt, um die Robust­heit des Prozesses zu validieren und Test­daten zu erhalten. Das Design eines Bau­teils ist zwar ent­scheidend für die Erfüllung der Crash-Anforderungen an die Karosserie, aber auch die Festig­keit, die Dehnung und das Faltenbild beim Crash spielen eine ent­scheidende Rolle. Die Werkstoffingenieure und Karosserie­konstrukteure von Lucid arbeiteten mit den Blechbearbeitungs­ingenieuren von AP&T zusammen und ermittelten die idealen Werkstoffe, um die geforderten Bauteil­anforderungen zu erfüllen. 

In der Versuchs­anlage von AP&T im schwedischen Ulricehamn wurden zahl­reiche Ver­suche mit ver­schiedenen hoch­festen Aluminium­legierungen von unter­schiedlichen Anbietern durch­geführt. Das Team implementierte die von diesen Material­lieferanten empfohlenen Parameter in den Produktions­prozess. In dieser Projekt­phase wurden der optimale Werk­stoff, die Prozess­führung beim Umformen und die Wärme­behandlungs­parameter fest­gelegt. Die Robust­heit des Prozesses wurde durch eine intensive experimentelle Studie validiert, die Werkstoff­tests in den Testlabors der Zulieferer und umfang­reiche Bauteil­tests durch die Werkstoff­ingenieure von Lucid umfasste. Werkstoff- und Versagens­modelle, die für die Durch­führung von FEM-Crash-Simulationen erforderlich sind, wurden von den Lucid-Entwicklungs­ingenieuren über­prüft. Lucid erhielt zur Kalibrierung der Modelle Test­muster, die aus fertigen Bau­teilen ent­nommen wurden, die den gesamten Prozess­weg in der Produktions­linie von AP&T durch­laufen hatten.   

„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir an der Realisierung dieses fantastischen Autos mit­wirken durften“, sagt Dr. Christian Koroschetz, Chief Sales Officer bei AP&T.

Nach­dem die leistungs­fähigsten Materialien aus­gewählt waren, wurden von AP&T Prototyp­werkzeuge zur Ver­fügung gestellt. Die Prototyp­teile wurden in der AP&T-Produktions­linie her­gestellt, um den Beta-Prototyp und Release Candidate (RC) von Lucid zu bauen, die den strengen Bauteil- und Fahrzeug­tests von Lucid unter­zogen wurden. Die Erwartungen wurden erfüllt, was AP&T die nötige Zuversicht gab, die Arbeit fortzusetzen und sich auf die Industrialisierung der Technologie zu konzentrieren.

„Dank der FEM-Simulations­modelle von AP&T für die Blech­umformung wurden die nötigen Produktions­kapazitäten in einem sehr kurzen Zeit­rahmen ermöglicht. Durch die Ver­wendung von Simulations­modellen, die in ver­schiedenen Forschungs­projekten optimiert worden waren, konnte die Zeit für die Ein­arbeitung der Werk­zeuge erheblich ver­kürzt werden. Infolgedessen konnte AP&T inner­halb sehr kurzer Zeit mehrere Produktions­werkzeuge bereit­stellen“, sagt Dr. Michael Machhammer, Manager of Development Forming Processes & Tooling bei AP&T.

Lucid entschied sich für AP&T-Technologie zur Herstellung von leichten, crashrelevanten Teilen wie Türrahmen, B-Säulenversteifungen und Komponenten zum Schutz des Battery Packs. Foto: fischer Group

Großserien­produktion – Einbeziehung der fischer Group in die Zusammen­arbeit

Es stellte sich nun die Frage, wer die Großserien-Fertigung über­nehmen sollte. Aufgrund der bisherigen Erfolge und der lang­jährigen Zusammen­arbeit empfahl AP&T die fischer Group als Fertigungs­partner, um die Produktions­anforderungen von Lucid zu erfüllen.

„Unsere Beziehung zu AP&T besteht seit 20 Jahren, und wir tauschen regel­mäßig Ideen für innovative Umform­verfahren mit dem F&E-Team des Unter­nehmens aus. Vor etwa fünf oder sechs Jahren stellte AP&T die Vor­teile von warm­umgeformtem Aluminium vor, was unser Interesse weckte, uns mit dieser Technologie näher zu befassen. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Bereichen und Anwendungen, in die wir unser Wissen in der werkzeug­gestützten Umformung und unser Know-how als Zulieferer der Automobil­industrie ein­bringen können. Dies bot uns die Gelegen­heit, genau das zu tun“, sagt Dr.-Ing. Stefan Geißler, Geschäfts­führer bei fischer Hydroforming und Key Account Manager für die Zusammen­arbeit mit AP&T und Lucid.

Mit den richtigen Partnern begannen AP&T und die fischer Group mit der Planung der industriellen Produktion der Lucid-Komponenten am fischer-Standort Achern in Baden-Württemberg. Während AP&T die vor­handene servo­hydraulische Presse und die Werk­zeuge nach Achern verlagerte, lief die Produktion im Werk Ulricehamn während dieser Über­gangs­zeit sofort an, sodass das Projekt im Zeit­plan bleiben konnte.   

 

„Dank der Kombination aus hoher Umformbarkeit, hoher Festigkeit und geringem Gewicht konnte das Design der Bauteile tatsächlich optimiert werden.“ Eric Bach, Senior Vice President of Product and Chief Engineer, Lucid.

Lucid und AP&T arbeiteten auch eng mit fischer bei der Fein­abstimmung der Wärme­behandlungs­parameter zusammen, damit sicher­gestellt war, dass die Bau­teile die Spezifikationen erfüllten und gleich­zeitig eine hohe Stückzahl­kapazität produziert werden konnte. 

„AP&T und unser Team leisteten gemein­sam eine hervorragende Arbeit. Bis April 2021 hatten wir die Geschwindig­keit so weit erhöht, dass wir in Ulricehamn 1.500 Bauteil­sätze von Tür­rahmen, B-Säulen und Batteriepack-Abdeckungen für Lucid Air produzieren konnten“, erklärt Thorsten Junge, Leiter der Geschäfts­entwicklung bei fischer Hydroforming.

Parallel dazu wurde am Standort Achern ein intensives Projekt durch­geführt, um die Installation der neuen Anlage und der Zusatz­geräte, beispiels­weise für 3D-Beschnitt, Alterung und Reinigung, vorzubereiten. Um Platz zu schaffen, wurde ein brand­neues Industrie­gebäude errichtet. 

„Wir über­wachten auch die Rohmaterial­beschaffung. Obwohl es eine Herausforderung dar­stellte, war das End­ergebnis ein Erfolg, und die Linie wurde im Sommer von Ulricehamn nach Achern verlegt und im Dezember 2021 in Betrieb genommen“, so Junge.
 

Die Zukunft nach­haltiger Mobilität

Als im Oktober 2021 die Aus­lieferung des Lucid Air, eines der technisch anspruchs­vollsten Elektro­autos der Welt, an Kunden begonnen wurde, gab es nicht nur in der globalen Lucid-Zentrale im kalifornischen Newark, sondern auch in Achern und Ulricehamn Grund zum Feiern. 

Die Zusammen­arbeit zwischen Lucid, AP&T und der fischer Group war ein großer Erfolg – eine innovative und viel­versprechende Technologie wurde in eine kommerziell nutz­bare Lösung umgewandelt. Diese Lösung eröffnet der gesamten Automobil­industrie Möglich­keiten zur Gewichts­reduzierung und zur Ver­besserung der Sicher­heit. 

Nach der erfolg­reichen Markt­einführung ist die Nach­frage nach Lucid Air ungebrochen, was wiederum die Nach­frage nach warm­umgeformten, hoch­festen Aluminium­bauteilen steigert. 

„Jetzt geht es darum, den Produktions­prozess weiter zu optimieren und die Produktions­mengen zu erhöhen, was sich auch positiv auf den End­gewinn auswirken wird“, sagt Robert Walton, Director of Purchasing bei Lucid.

Um den Bedarf von Lucid zu decken, hat fischer weit­reichende Pläne, in der Nähe des Lucid-Werks in Casa Grande in Arizona mit der Her­stellung von hoch­festen Aluminium­teilen unter Einsatz innovativer Aluminium-Umform­techniken zu beginnen.

„Es ist groß­artig, Teil der auf­regenden Reise von Lucid zu sein und zu wissen, dass unsere drei Unter­nehmen zusammen­arbeiten konnten, um die welt­weit erste groß­technische Anwendung dieser Umform­technik zu ver­wirklichen“, sagt Dr.-Ing. Stefan Geißler.

„Als bewährter Partner vieler Akteure in der Automobil­industrie ermöglichen wir die Ent­wicklung eines nach­haltigeren Verkehrs­sektors mit sichereren, energie­effizienteren Fahr­zeugen, die die Umwelt weniger belasten; dieses Mal anhand einer innovativen Technologie in Zusammen­arbeit mit einem zukunfts­weisenden Automobil­hersteller. Das ist großartig!“, sagt Dr. Christian Koroschetz.

November 2022

Kontakt­­aufnahme zu AP&T
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